Die Story

Zur Gründung unserer ersten Firma 1997 (Die Web-Company) suchte ich für meine Partnerin eine Linkshänder-Schere fürs Büro. Nachdem ich bei einigen Schreibwarengeschäften nicht fündig geworden war, erkannte ich, dass es hier eine Marktlücke gab. Als Inhaber einer Internet-Agentur reagierte ich reflexartig und registrierte die Internetadresse www.linkshaender.de. Damals kosteten die Domainnamen noch 200 DM pro Jahr.

Obgleich wir vorrangig Internet- und Datenbankprojekte sowie Webdesign anboten, hatten wir immer vor, auch eigene Onlineshops zu eröffnen. Wir entwickelten einen Bussiness-Plan und bewarben uns mit diesem recht erfolgreich bei einigen Business-Plan-Wettbewerben und gewannen über 11.000 DM. Jedoch lief unser Projektgeschäft so gut, dass uns die Zeit fehlte, diesen Business-Plan auch umzusetzen.

Im Februar 2002 stellte sich Petra Marion Ertingshausen auf der Suche nach einem Praktikumsplatz vor. Wir sahen darin die Chance, unsere Idee vom Linkshänder-Laden als Referenz-Shop für unsere Softwarefirma umzusetzen. Sie erhielt den Auftrag, eine Markt- und Konkurrenzanalyse zu erstellen und nach Produkten zu recherchieren. Nach einer sechs-monatigen Vorbereitung kannte sie alle Anbieter, Lieferanten und Produkte und wurde als Shop-Managerin eingestellt. Pünktlich am 13. August 2002 zum Internationalen Linkshändertag starteten wir unseren Onlineshop mit 185 Produkten.

Das Echo war großartig. Zahlreiche Zeitungen sowie die lokalen Rundfunk- und Fernsehstationen berichteten über dieses neue Angebot. Sogar das ARD Frühstücksfernsehen drehte einen Beitrag. Nur leider begann am 13. August 2002 auch die „Jahrhunderflut an der Oder“, weshalb der Beitrag über uns nur einmal 5:30 Uhr ausgestrahlt wurde. Dennoch machte uns die Resonanz Hoffnung, dass diese Idee bei vielen Menschen auf Interesse und Zuspruch stößt.

In den darauffolgenden Jahren wurde unser Angebot sukzessive erweitert. Die Kunden- und Bestellzahlen stiegen kontinuierlich an. Jedoch wurde dieser Geschäftsbereich bis 2006 noch durch Einnahmen aus anderen Geschäftsbereichen unterstützt. Ende 2006 bereiteten wir für einen Kunden ein Projekt vor, in dem wir die Suchmaschinenoptimierung mittels Google Adwords übernahmen. Um hier Erfahrungswerte zu sammeln, entschlossen wir uns, unser Konzept an unserem eigenen Onlineshop zu testen. Wir erstellten über 1400 Einträge mit konkreten Suchbegriffskombinationen zu unseren Produkten. Ein Jahr später hatten wir unseren Umsatz verdoppelt und der Shop trug sich selber.

Fortan bauten wir unser Sortiment weiter aus. Wir erweiterten unser Produktangebot von 320 Produkten (im Jahr 2006) auf fast 440 Produkte (im Jahr 2007) und auf über 500 (im Jahr 2008) durch Zukauf aus dem Ausland. Wir verdoppelten unseren Warenbestand auf über 100.000 Euro Verkaufswert, um fast alle Produkte direkt ab Lager binnen 24 Stunden verschicken zu können. Unser Büro platzte aus allen Nähten. Da der Versandraum mit seinen Kapazitäten schon lange nicht mehr ausreichte, lagerten wir Produkte an allen freien Stellen, beispielweise unter unseren Schreibtischen.

Unser Büro befand sich damals in einer alten Mühle (Furthmühle) in einer touristisch-attraktiven Lage unweit der Studendenbursen, der Michaeliskirche und des Kollegiums Maximum. Tagtäglich wurden zahlreiche Touristengruppen bei uns vorbeigeführt. Ab und zu klingelten Leute und wollten gleich ein paar Produkte kaufen. Aufgrund dieser Nachfrage und der Platznot im Versand entschlossen wir uns, unser Büro neu aufzuteilen. Wir ersteigerten eine Ladeneinrichtung bei ebay mit 2,50 m hohen Kassettenregalen und trennten den vorderen Teil unseres Büros ab. Den hinteren Teil statteten wir mit Schwerlastregalen aus. So schafften wir die erforderlichen Lagerkapazitäten und eröffneten schließlich am 13. August 2007 unser erstes Ladengeschäft. Auch hier wurden wir wieder mit zahlreichen Presseberichten bedacht.

Obgleich der Versand und das Geschäft gut liefen, mussten wir feststellen, dass auch der Versandhandel Grenzen kennt. Bei der Analyse unserer Google Werbung und der Zugriffe auf unsere Homepage bemerkten wir, dass sich die Zugriffszahlen nicht grenzenlos nach oben steigern lassen. Nur die Leute, die sich bereits darüber bewusst waren, dass es Produkte speziell für Linkshänder gibt, suchen auch danach und können uns finden. Ein weitaus größerer Teil unserer potentiellen Kunden ist sich gar nicht bewusst, dass es so etwas überhaupt gibt. Wie aber macht man als kleines Unternehmen 80 Mio. Menschen auf so ein Angebot aufmerksam. Fernsehwerbung ist zu teuer, Pressearbeit funktioniert nicht permanent, das Internet nutzen längst nicht alle intensiv.

Wir entschlossen uns für das Prinzip „Kelly-Family“. Statt aber mit unserem Angebot von Stadt zu Stadt zu ziehen, hielten wir es für praktischer, unser Angebot an einem Ort zu präsentieren, den viele Menschen aus anderen Städten und Ländern regelmäßig frequentrieren. Darum bewarben wir uns 2008 bei der Stiftung Krämerbrücke um ein Ladengeschaft.

Die Krämerbrücke ist eine der bekanntesten Sehenswürdigkeiten von Erfurt. Als „geschlossen mit Häusern bebaute Steinbrücke“ gilt sie als einmalig nördlich der Alpen und ihre Geschichte reicht bereits bis in das Jahr 1117 zurück, wo sie erstmalig erwähnt wurde. Sie war früher ein für Händler lukratives Nadelöhr auf der „Via Regia“, der mittelalterlichen Handelstraße zwischen Moskau und Paris. Heute befinden sich hier 32 Fachwerkhäuser, die zu einem großen Teil der Stadt gehören und die von einer Stiftung verwaltet und Instand gehalten werden.

Die Stiftung ist Hauptvermieter und achtet bei der Auswahl der Geschäfte darauf, dass diese in den Rahmen der Krämerbrücke passen. Zu unserer Bewerbung teilte man uns 2008 mit, dass wir es auf eine Liste geschafft hätten und dass es eine Weile dauern könnte, bis einmal ein Laden frei wird. Wir hielten den Kontakt und fragten regelmäßig nach dem Stand.

2010 hörten wir von einem befreundeten Anwalt, der seinen Sitz auf der Krämerbrücke hatte, dass ein Ladeninhaber die Krämerbrücke verlassen möchte. Er versuche die vereinbarte Mietzeit durch die Vermittlung eines Nachmieters zu verkürzen. Da es sich bei diesem Haus um eines der wenigen in privater Hand befindlichen Häuser handelte, hatte die Stiftung hier keinen Zugriff.

Wir trafen uns mit dem Händler und wurden uns sofort einig. Im März 2010 übernahmen wir seinen Laden und begannen sofort mit den Renovierungsarbeiten. 2 Monate arbeiteten wir intensiv an der Umgestaltung des Objektes, investierten knapp 60.000 EUR und eröffneten schließlich am 24. April 2010 unseren Linkshänder-Laden Erfurt. Da wir das komplette Haus gemietet haben, zogen wenig später auch unser Versand in die erste Etage und unser Projektgeschäft in die zweite Etage ein.

Unsere Erwartungen wurden bereits im ersten Jahr mehr als übertroffen. Bis Ende 2010 hatten wir bereits über 5000 Visitenkarten verteilt. Auch unseren Umsatz im Laden konnten wir verglichen mit dem alten Standort deutlich steigern.

Für die kommenden Jahre planen wir das Angebot weiter auszubauen. 2011 stellte sich bei uns ein Fotograf vor. Ihm übertrugen wir die Aufgabe, unser komplettes Sortiment zu fotografieren. Hierzu bauen wir fast jeden Samstag unseren Versand in ein Fotostudio um. Bei über 1000 verschiedenen Artikeln und Artikelvarianten wird er fast das ganze Jahr brauchen, um alle Produkte abzulichten. Dies wird dann die Basis für unseren neuen Onlineshop. Das Design des neuen Shops und unseres Blogs haben wir bereits bei einer Agentur in Auftrag gegeben. Die Programmierung des Shops, die Warenwirtschaft und deren Prozesse dahinter machen wir natürlich selber. Wir hoffen, damit in der ersten Jahreshälfte online gehen zu können.

Weiterhin wollen wir unseren Großhandel und den Vertrieb ins Ausland weiter ausbauen.